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Der letzte Förderwagen berichtet
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DAS IBERGER FLÜGELORT (Teil 2)
Grauwackengestein mit eingemeißelten Beschriftungen
Die Verwerfungsspalten und die Gangtrümer sind in der Gangkarte von Dr. Zimmermann (1837) bereits ausgewiesen. Auf diesem Gang hat die Lehnschaft "Gründersches Glück" bereits von 1740 bis 1755 gebaut. Der Schacht dieser Lehnschaft liegt ca. 210m in nordöstlicher Richtung vom Knesebeck-Schacht entfernt.
Durch drei in Augenhöhe an der rechten Stollenseite in das Grauwackengestein eingemeißelte Beschriftungen sind Markierungsmarken erstellt worden, die Hinweise zur Stollenauffahrung ausweisen (siehe Bilder).
So ist der Auffahrungsstand bei 100 Lachter (192m) Stollenauffahrung markiert. Unmittelbar daneben befindet sich eine Doppelkreuz/8-Strich Markierung, deren Deutung unklar ist. Es kann sich hier um eine Stuffenmarkierung (Ausweisung der Länge) oder um eine markscheiderische Numerierung handeln.
Grauwackengestein mit eingemeißelten Beschriftungen
Weiter ist der Auffahrungsstand des Flügelortes vom 1. Januar 1861 festgehalten worden. Dieser betrug an diesem Tage 112 1/2 Lachter (216m). Nach ca. 400m wurde eine weitere Gangführung angefahren, die ebenfalls in der Gangkarte von Dr. Zimmermann dargestellt wird. Beide Gangführungshorizonte sind auch der Gangkarte von Sperling & Stoppel (1980) zu entnehmen. Nach ca. 850m Auffahrungslänge wurde im Jahr 1869 die Kulm/Devongrenze erreicht. Dieser geologische Grenzbereich hat sowohl unter als auch über Tage zu Schwierigkeiten geführt.
Während die untertägigen Schwierigkeiten in verstärkten Wasserzuflüssen aus dem Kalkkarst bestanden, war im übertägigen Bereichzwei Grunder Mühlen das Aufschlagwasser für die Mühlenräder und einem Teil der Einwohner des Ortes die Trinkwasserversorgung entzogen worden.
Durch das Iberger Flügelort wurde der Magdeburger Stollen um ca. 130m unterfahren. Durch die Unterfahrung wurde das bislang aus dem Magdeburger Stollen in der Bergstadt Grund zu Tage fließende Wasser des Iberger Reviers, über das Iberger Flügelort und Ernst-August-Stollen, dann in Gittelde an die Tagesoberfläche geführt. Aus dem Speicherräumen des Iberger Kalkstocks sind nachdem Anfahren 2,78m3/min Wasser ausgetreten (nach Bergingenieur Rittershaus). Eine Wassermenge, die, hätte für die Wasserabführung nicht der neu angelegte Ernst-August-Stollen zur Verfügung gestanden, nicht hätte bewältigt werden können. Obwohl die Auffahrung des Iberger Flügelorts hinsichtlich der Erzerkundung im Iberger Revier aufschlussreich war, so sind Probleme aufgetreten, die in einer weiteren Folge aufgezeigt werden sollen.

Fotos: W. Rögener (Fortsetzung Seite 12)

(W. R.; Nov. 07) In ca. 3 1/2-jähriger Bauzeit hat Mitte 1859 der Knesebeckschacht die Endteufe von 160,56m (Schachtsumpf) erreicht und die Ortsvortriebe auf dem Ernst-August-Stollen und dem Iberger Flügelort konnten in Angriff genommen werden.
Im Hinblick auf das Erreichen der Endteufe des Knesebeck-Schachtes hat der Oberbergmeister Pape bereits am 9. April 1859 das Königliche Berg- und Forstamt angeschrieben und um Genehmigung gebeten, das Versuchsort zum Iberg nach Beendigung der Teufarbeiten sofort ansetzen zu dürfen. Dieses wurde am 20. April 1859 genehmigt.
In dem Genehmigungsschreiben wurde angewiesen, dass das Ort mit einem Ansteigen von 5 Zoll auf 100 Lachter (ca. 1:1600) aufzufahren und mit neun Mann zu belegen ist. Die Streckenbreite des Orts wird auf 1,70m in der Breite und 2,50m in der Höhe festgelegt. Die Belegung des Versuchsorts und des Ernst-August-Stollens hat für jeden Betriebspunkt aus einem Gedingeuntersteiger und acht Gedingehäuern zu bestehen. Gegenwärtig sind am Knesebeck-Schacht ein Gedingeuntersteiger und sieben Gedingehäuer beschäftigt. Die fehlende Mannschaft (ein Gedingeuntersteiger und neun Gedingehäuer) sollen aus dem Wildemänner und Bockswieser Revier ergänzt werden, wobei besonders darauf verwiesen wird, dass die aus dem Bockswieser Revier abzustellenden Bergleute in Wildemann wohnen. In Wildemann wird der Geschworene Köhler angewiesen vier Mann abzustellen. Aus dem Bockswieser Revier hat der Grubensteiger Wetzel fünf Mann abzugeben. Vom Knesebeck-Schacht aus wurde in 153,77m Teufe (4. Sohle) ein Stollen (Querschlag) in Richtung Ansatzpunkte für den Ernst-August-Stollen (+192,43m NN) und das Iberger Flügelort aufgefahren.
Das Iberger Flügelort überfuhr ab ca. 35m bis 100m nördlich vom Knesebeck-Schacht aus vier Verwerfungsspalten bzw. Gangtrümer. Die Gangtrümer sind dem Silbernaaler Gangzug zuzuordnen.
Grauwackengestein mit eingemeißelten Beschriftungen
Begriffserklärung:
  • Flügelort (das) im Bergbau heißt "Ort" das Ende eines Grubenbaues, z. B. einer Strecke, eines noch nicht durchschlägigen Stollens etc.; dann überhaupt jeder Punkt in der Grube, wo Arbeiten auf dem Gestein oder zur Mineralgewinnung stattfinden. Ortsbetrieb ist die Fortsetzung des Grubenbaues; vor Ort, beim Minenbau das Ende eines Ganges, wo der Mineur noch arbeitet.
  • Teufe, im Bergbau Tiefe; "Abteufen" (Absinken), Schächte oder Bohrlöcher durch bergmännische Arbeit herstellen.
  • Verwerfungen, Trennungen ursprünglich zusammenhängender Schichten- oder Gangmassen Die Niveaudifferenz zwischen den beiden gegeneinander verschobenen Teilen der Schicht oder des Ganges heißt Sprunghöhe; sie beträgt mitunter nur wenige Zentimeter, in andern Fällen Hunderte von Metern. Die Fläche, auf welcher die Bewegung stattgefunden hat, die" Verwerfungsspalte" (Sprungkluft), ist bald vertikal, bald geneigt, hat häufig zur Bildung eines Ganges Veranlassung gegeben
  • "Gangtrümer": Trum (Plur. Trume oder Trümer, fälschlich Trümmer), in der Geologie ausgefüllte Nebenspalten einer Hauptspalte (Gang) von größern Dimensionen, im Gegensatz zu den kleinern Apophysen; besonders eine durch Gabelung sich rasch auskeilende Gangmasse im Bergbau auch Förderseil.
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