BergbaumuseumHilfe GottesWasserwirtschaftBergbautraditionErinnerungen HistorischesDer letzte Förderwagen berichtetÜber uns
Der letzte Förderwagen berichtet
Inhaltsverzeichnis: KLICK! Bergbauliches von Wilhelm Rögener Seite 34 --> nächste Seite
Vor 210 Jahren „Letzter Durchschlag“ Tiefer Georg-Stollen
((W. R. Nov. 2009) Von den im Teil 2 vorgestellten vier Ta­ges­schäch­ten des Erz­berg­werks Grund ist der Kne­se­beck­Schacht nicht nur der älteste Schacht (Teufbeginn 1855), son­dern auch der Schacht, der wegen seiner direkten Lage im
Bild 3 Knesebeck-Schacht
Abbildung 5: Im Dreiklang Diffusor, Schachtgerüst und
Teilsansicht des Hydrokompressorenturms um 1980.
Ortsgebiet der Bergstadt Bad Grund (Harz), eine sehr wechselvolle Teufgeschichte vorzeigen kann.
In diesem Teil der Ein- und Rückblicke soll auf diesen Schacht und die gleichzeitige Anlegung weiterer Anlagen eingegangen werden, die unter dem Sammelbegriff Schachtanlage Knesebeck-Schacht zu sehen sind.
Im Jahre 1855 konnten die Planer des Knesebeck-Schachts noch nicht vorhersehen, dass das Gebiet der neuen Schachtanlage einmal zum bewohnbaren Ortsgebiet der Bergstadt Grund gehören wird. Denn zu der damaligen Zeit war die Bebauungsgrenze der Bergstadt etwa in Höhe des talseitigen Beginns der Schurfbergstraße (Straße in Richtung Sportplatz, B 242).

Zum Ende des Jahres 1855 setzte um den in Angriff genommenen Schacht eine sehr rege Bautätigkeit ein. In einer sehr kurzen Zeit wurden bauliche Maßnahmen durchgeführt, die zum Teil in einer Bearbeitung von Heinrich August Wilhelm Rath vorliegen. Wesentlicher Bestandteil dieser Bearbeitung sind neun Zeichnungen. Raths Hinterlassenschaft befindet sich im Nds. Bergarchiv, unter der Archivbezeichnung 84a, Akte Nr. 2295.
In der Abbildung 1 sind vom Verfasser Einzelzeichnungen zu einer Zeichnung zusammen gestellt, welche die maschinellen Anlagen und die Gebäude zeigen, die in den Jahren 1856/57 erstellt worden sind.

Rath hat, so weisen es die Zeichnungen aus, die Anlagen und Gebäude selbst aufgenommen und daraus die Zeichnungen entwickelt. Bei heutiger Betrachtung kann nur schwer nachvollzogen werden, dass in so kurzer Zeit solche baulichen Maßnahmen geleistet werden konnten, wie die Zeichnung dieses zeigt. In der genannten Zeit war die Schachtanlage Knesebeck-Schacht eine Großbaustelle. Insgesamt waren hier nachweislich gut 100 Arbeiter im Einsatz. Für die zu bewältigenden Arbeiten musste die Stammbelegschaft, aus den umliegenden Gruben, durch Hilfskräfte aus dem Harzvorland ergänzt werden.
Bevor auf die einzelnen Abbildungen näher eingegangen wird, noch einige Angaben zur Person Rath. Rath war zu dieser Zeit Bergschüler (Bergbaubeflissener, Bergbaustudent aus heutiger Sicht), der 1834 geboren wurde. Sein Vater war Bergchirurgus, so nannte man damals Bergsanitäter. Sein Abgangszeugnis vom Gymnasium, welches vorliegt, ist auf den 18.09.1855 datiert. Das Abgangszeugnis seiner Ausbildung weist den 4. August 1859 aus. Außer seiner Beschreibung vom Knesebeck-Schacht ist von ihm auch eine sehr gute Karte vom Iberg vorhanden.

Zur Abbildung 1:
Die Abbildung zeigt deutlich, welche Kraftmaschinen zum Abteufen eines Schachtes vor gut 150 Jahren noch notwendig waren. Es waren zwei Wasserkraftmaschinen, welche die Bezeichnung Kunst- beziehungsweise Kehrrad führen. Aufgabe des Kunstrades war es, über ein Feldgestänge Kolbenpumpen in Tätigkeit zu setzen.
Das Kehrrad war ein Teil der zur Schachtförderung notwendigen Maschineneinheit. Die vom Kehrrad erzeugte Kraft durch Wasser wurde direkt auf eine Getriebewelle übertragen, auf der ebenfalls zwei zylindrische Seiltrommeln angebracht waren. Das Ganze war schon eine Fördermaschineneinheit, wie sie heute noch zu sehen ist. Jedoch mit dem Unterschied, dass anstelle des Kehrrads ein elektrischer Motor getreten ist. Das die damaligen Wasserkunstanlagen des Knesebeck-Schachts schon überbaut waren, wie Rath sie in seinen Zeichnungen dargestellt hat, muss als Besonderheit zu sehen sein.
Zur Abbildung 2:
Die Abbildung ist zweigeteilt und zeigt linksseitig im Seigerriß den gesamten Schacht mit den einzelnen Sohlen und die vier Teufperioden.
Im Jahr1938 erreichte der Schacht die Endteufe von 499,18 m.
Rechtsseitig der Abbildung werden die Schachtscheiben (Schachtquerschnitte) dargestellt. Außergewöhnlich für den Knesebeck-Schacht ist, dass dieser drei unterschiedliche Schachtscheiben hat. Begonnen wurde 1855 mit einem
rechteckigen Querschnitt mit Holzausbau!!! Später wurde der ovale Querschnitt gewählt und der Holzausbau wurde durch Ziegelmauerung ersetzt. Ab der 9. Sohle wurde der kreisrunde Querschnitt gewählt und als Schachtausbau wurde Beton eingebracht.
Zur Abbildung 3:
Zu der Zeit als mit dem Abteufen des Knesebeck-Schachts begonnen wurde, war Holz als Schachtausbau noch geläufig. Der bekannte Berghistoriker Henning Calvör hat in seinem 1763 erschienenen Buch, in einer Zeichnung, den Schachtausbau mit Holz dargestellt, wie dieser im Knesebeck-Schacht eingebaut wurde.
Es ist fast anzunehmen, dass der Knesebeck-Schacht einer der letzten Schächte des Oberharzer Reviers war, der noch in Holz ausgebaut wurde, denn etwas jüngere Schächte wurden schon mit Mauerung oder Betonausbau versehen.
Für den ersten Bauabschnitts des Schachtes, bis zum Niveau des Ernst-August-Stollens, wurden auf rund 150 m 150 Festmeter Holz verbaut.
Zur Abbildung 4:
Hier werden die Schachtgerüste gezeigt. Wahrscheinlich hat der Schacht nur zwei Schachtgerüste gehabt und es ist anzunehmen, dass das erste Gerüst bis 1923 gestanden hat, denn dem Verfasser ist kein anderes Gerüst bekannt. Das in der Abbildung gezeigte Schachtgerüst ist von Rath gezeichnet worden, folglich von vor 1860.
Das zweite Schachtgerüst wurde 1923 von der Nordhäuser Maschinenfabrik Schmidt, Kranz & Co. errichtet. Dieses Schachtgerüst ist auch das heutige.
In einer handschriftlich vorliegenden Bestellung der „Staatlichen Berginspektion Bad Grund (Harz)“, an die Schmidt, Kranz & Co., vom 03. Februar 1923, ist die Bestellung untergliedert in:
1. Elektrisch angetriebener Förderhaspel (Fördermaschine)
2. Zwei Förderkörbe einschließlich Zwischengeschirr.
3. Zwei Seilscheiben, Durchmesser 2000 mm. 4. Ein Fördergerüst.
Zur Fahrkunst:
Im Mai 1873 wurde im Knesebeck-Schacht eine Fahrkunst mit 214 m Länge installiert. Es war dieses die jüngste Anlage im Grunder Revier. In einer Fahrzeit von rund 28 Minuten konnte man aus einer Tiefe von 200 m mühelos nach über Tage befördert werden. Die Fahrkunst konnte nur von vier Personen gleichzeitig benutzt werden.
Quellen: a) Acta betreffend, „Die Anlage des Knesebeckschachtes“ der Berginspection Silbernaal, Archiv Bergbau Goslar. b) siehe Abb.1 Foto Abb. 5: W. Rögener
<-- Vorherige Seite--> nächste Seite