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Der letzte Förderwagen berichtet
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Lichtlöcher im Grunder Bergrevier</title
(W. R. Feb. 2010) Mit dem Bau­beginn des Magde­bur­ger Stol­lens (1528) wur­den im Grund­er Berg­re­vier Licht­löch­er in die Stol­len­auf­fah­rung mit ein­be­zo­gen. Ins­ge­samt wurden im Revier bis ein­schließ­lich der Auf­fah­rung des Ernst­Au­gust­Stol­lens (1864 - En­de Auf­fah­rung) 23 Licht­löcher angelegt
und zwei Schächte (Knesebeck-Schacht und Hülfe Gottes Schacht) mit Lichtlochfunktion genutzt worden.

Was ist unter Lichtlöchern zu verstehen?
Es sind dieses kleine, enge Schächte die eine Verbindung vom Stollen zur Tagesoberfläche herstellen. Hauptaufgabe der Lichtlöcher war die Heranführung von Frischluft (bergmännisch Wetter genannt) für Mensch und Geleucht. Weiter konnten über das Lichtloch Materialien dem Stollen zugeführt und das herausgelöste Gestein nach über Tage gefördert werden. Wenn dem Knesebeck-Schacht eine Lichtlochfunktion zugesprochen wird, dann deshalb, weil dieser vielfach als Lichtloch (Lichtschacht) des Ernst-August-Stollens genannt wird und der Schacht ab 1859 voll in die bereits 1851 begonnene Auffahrung des Ernst-August-Stollens eingebunden wurde. In der Anlage 1 werden die gesamten im Grunder Revier einstmals vorhandenen Lichtlöcher durch Punkte ausgewiesen.


Da von den 23 einstmals vorhandenen Lichtlöchern nur noch 10 (einschließlich der Schächte mit Lichtlochfunktion) sichtbar sind, wurde eine farbliche Differenzierung vorgenommen. So werden die unsichtbaren Lichtlöcher schwarz dargestellt und die sichtbaren in grün. Gleiches trifft auch für die ausgewiesenen Stollenmundlöcher zu.
Aus den Abständen von Lichtloch zu Lichtloch kann eine zeitliche Zuordnung zur Auffahrung des Stollens abgeleitet werden. So ist zum Beispiel bei dem Georg Carler Stollen zwischen den Lichtlöchern nur ein geringer Abstand zu erkennen. Im Gegensatz dazu weist der Stollen im Schwarzen Wasser schon größere Abstände auf, das bedeutet, dass der Stollen im Schwarzen Wasser nach dem Georg Carler Stollen aufgefahren wurde. Es ist dieses eine Feststellung, die sich bei den anderen Stollen des Grunder Reviers weiter verfolgen lässt. Hierzu die bekannten Auffahrungszeiten: Magdeburger Stollen ab 1528, Georg Carler Stollen nach 1550, Stollen im Schwarzen Wasser vor 1680, Laubhütter Stollen ab 1680, Hülfe Gottes Isaacs Tanner Stollen unklar der Auffahrungsbeginn, jedoch vor Auffahrungsbeginn des Tiefen Georg-Stollens, der Tiefe Georg-Stollen ab 1777 und der Ernst-August-Stollen ab 1851. Die immer größeren Abstände zwischen den Lichtlöchern, im Laufe der Jahrhunderte, sind in der Verbesserung der technischen Voraussetzungen zu sehen. Die Wetterführung (Luftversorgung) ist mit ziemlicher Sicherheit der wesentliche Grund dieser Veränderungen.
Da vielfach in Veröffentlichungen auch von Lichtschächten gesprochen wird, so bleibt festzuhalten, dass zwischen beiden Begriffen kein Unterschied besteht. Jeder kann die Bezeichnung wählen, die er für richtig hält. Unklar ist auch die Definitionsauslegung zu der Bezeichnung Lichtloch. Hierüber sind schon viele Diskussionen geführt worden, ein Ergebnis haben diese aber nicht ergeben.
Kurzbeschreibungen der Stollen im Grunder Revier mit den in der Anlage 1 aufgeführten Lichtlöchern:
Magdeburger Stollen:
Als ältester Stollen des Grunder Reviers gibt der Magdeburger Stollen auch heute noch auf den rund ersten rund 300 m, mit nur zwei Lichtlöchern, Rätsel auf. Und dieses besonders deshalb, weil diese Stollenmeter nicht im devonischen Karstgebiet (Kalkgestein) des Ibergs liegen, sondern in den Grauwacke- und Tonschieferschichten der geologischen Kulmformation. Rätselhaft bleibt deshalb, wie hat hier die Bewetterung funktioniert? Möglicherweise war die sogenannte Diffusionsbewetterung hier noch wirksam (natürlicher Luftausgleich).
Georg Carler Stollen:
Obwohl der genaue Auffahrungsbeginn nicht bekannt ist und etwa nach 1550 liegen dürfte, hat uns Vice-Oberbergmeisters Spörer 1796 eine Beschreibung über den Stollen hinterlassen (Bergarchiv CLZ), aus der die Entfernungsangaben der einzelnen Lichtlöcher entnommen werden konnten. Mit dem 6. Lichtloch hat der Stollen den Iberger Kalk angefahren und es waren dann keine weiteren Lichtlöcher bei der Weiterauffahrung nötig, weil durch das durchlöcherte Karstgebiet (Prinzip Schweizer Käse) veränderte Voraussetzungen bei der Wetterführung geschaffen wurden.
Stollen im Schwarzen Wasser:
In der Literatur als alter Tagesstollen im Schwarzwassertal bezeichnet, hatte der Stollen 1682 schon eine Länge von 350 Metern. In ca. 25 m Teufe war der Stollen mit einem Tagesschacht verbunden, der wie aus der Anlage 2 zu entnehmen ist, als Vorläuferschacht des späteren Hülfe Gotteser Schachts anzusehen ist. Schacht und Stollen haben drei Betriebsphasen durchgestanden und zwar die Phase 1 vor 1680, die 2. nach 1740 und die 3. nach 1831 (Beginn der ununterbrochenen Betriebszeit der Grube Hilfe Gottes bis 1992).
Der Stollen war hauptsächlich Wasserlösungsstollen und war mit der Inbetriebnahme des Ernst-August-Stollens (1864) nicht mehr erforderlich. Der Stollen hatte eine Gesamtlänge von um die 500 Meter und 5 Lichtlöcher.
Laubhütter Stollen:
Der Laubhütter Stollen wurde 1688 begonnen und stand bis 1718 in Auffahrung und hat in dieser Zeit eine Gesamtlänge von ca. 1700 m erreicht.
Vier Lichtlöcher wurden angelegt, von denen ein bereits vor 1688 vorhandener Schacht (Abraham) tiefer geteuft wurde und dann die Bezeichnung 3. Lichtloch erhalten hat. Bis auf das 3. Lichtloch sind heute die Lagepunkte der anderen drei Lichtlöcher noch sehr gut erkennbar.
Hülfe Gottes Isaacs Tanner Stollen:
Um 1750 wurde der Hülfe Gottes Isaacs Tanner Stollen angesetzt, um den Isaacs Tanner Gang (heutiger Eichelberger Gang) zu untersuchen. Der Stollen besaß eine Gesamtlänge von ca. 800 m (Stollenende in kurzer Entfernung vom 5. Lichtloch des Tiefen Georg-Stollens) und besaß 2 Lichtlöcher, von denen das 2. in die Auffahrung des Tiefen Georg-Stollens einbezogen wurde und die Bezeichnung 6. Lichtloch erhalten hat. Das Stollenmundloch liegt nur ca. 40 m vom Mundloch das Tiefen Georg-Stollens entfernt.
Tiefer Georg-Stollen:
Für den 1777 begonnenen Tiefen Georg-Stollen wurden im Grunder Revier insgesamt drei Lichtlöcher angelegt und zwar das 4., 5., und 6., von denen aus der Stollen in westliche und östliche Richtung aufgefahren wurde. Sichtbar ist heute nur noch das durch eine Betonplatte abgedeckelte 4. Lichtloch im eingezäunten Bereich der Schachtanlage Wiemannsbucht.
Ernst-August-Stollen:
Das markanteste Lichtloch ist das in der Gittelder Feldmarkt am Fahlenberg gelegene Fahlenberger Lichtloch, das ca. 800 m vom Mundloch entfernt, in einer dicht zugewachsenen Buschgruppe liegt. Durch das Lichtloch wurden im Gegensatz zu allen anderen Lichtlöchern des Grunder Reviers jüngere geologische Schichtfolgen durchörtert, bevor das typische Gestein des Oberharzes, die Grauwacke, angefahren wurde. Als besondere Gesteinsschicht wurde auch in geringer Mächtigkeit das Mansfelder Kupferschiefer Flöz überfahren. Als weitere Ansatzpunkte für die Stollenauffahrung sind noch der das 4. Lichtloch des Tiefen Georg-Stollens, der Knesebeck- und Hülfe Gottes Schacht zu nennen.
Quellen: Mitteilungen des Berg-und Hüttenmännischen Vereins Maja, Heft 2, 1880.
„Das Erzbergwerk Grund“, Betriebinterner Bericht von Clement, 1947/48.
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