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Nicht unbekannt war den Planern, dass für das Betreiben der Wasserkunstanlagen nur Wasser als Antriebsenergie genutzt werden konnte. Und hier war aus mehrhundertjähriger Vergangenheit bekannt, wie problematisch das natürliche Wasserangebot im Umfeld der neuen Grube und im direkten Grunder Einzugsgebiet zu sehen ist. So war aus der Vergangenheit bekannt, dass am Todtemannsberg schon Wasserkunstanlagen bei früheren bergbaulichen Aktivitäten gebaut wurden und diese wegen Wassermangels nicht angeschützt (in Betrieb genommen) werden konnten. |
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Als
weiteres Beispiel für den Wassermangel im Grunder Bergrevier ist auch
die erste und einzige Wasserkunstanlage im Iberger Bergrevier (Schüffelberger
Wasserkunst) zu sehen, für die schon um 1680 aus dem Einzugsgebiet
der Innerste Aufschlagwasser herangeschafft werden mußte und zwar
aus dem Großen Kreuzbachtal. Auch beim Bau des Tiefen
Georg-Stollens wurde für zwei Lichtlöcher, im
Grunder Revier (4. u. 5.), Aufschlagwasser aus dem Einzugsgebiet
der Innerste herangeführt. Zwischen 1777 und 1780 wurde deshalb zunächst
vom Taternplatz (Paßhöhe 517 an der B 242) bis zum Großen
Kreuzbachtal ein Graben angelegt, der nur kurze Zeit später bis zum
Oberen Hahnebalzer Teich verlängert worden ist. Mit der Fertigstellung
des Tiefen Georg-Stollens 1799 konnte der Graben aufgegeben werden.
Es war nur eine kurze Zeit, dass der Graben außer Betrieb war. Denn 1834 wurde er wieder aktiviert, damit den Wasserkunstanlagen der Grube Hülfe Gottes ausreichend Aufschlagwasser zugeführt werden konnte. Hierzu mußte ein neuer Graben vom 5. Lichtloch des Tiefen Georg-Stollens in Richtung auf die Grube Hülfe Gottes zu angelegt werden. Vom 5. Lichtloch ab wurde der neue Graben auf einen kleinen Bach zugeführt (bei Schönhofsblick), über den das Wasser talwärts bis zur Höhe 352 m NN geleitet wurde. Über einen weiteren kurzen Graben wurde ein Punkt erreicht, der die Planer vor allerhöchste Schwierigkeiten gestellt hat, denn das Wasser mußte jetzt talüberquerend vom Eichelberg zum gegenüberliegenden Knollen (auf 334 m NN) geführt werden und zwar über eine Rohrleitung. Es war dieses ein Wagnis, weil erstmals eine solche Maßnahme gerade hier im Grunder Bergrevier umgesetzt werden sollte. Wie bekannt, ist der Versuch erfolgreich verlaufen. Von der Knollenseite aus konnte das Wasser dann ohne Schwierigkeiten, über einen weiteren Graben, dem Hülfe Gotteser Aufschlaggraben, bis zu den Wasserkunstanlagen geführt werden. Dieses war die erste Planungsphase für die 1831 in Betrieb genommenen Grube Hülfe Gottes, die nun ab 1834 mit Aufschlagwasser vom Oberen Hahnebalzer Teich versorgt werden konnte. Ab 1838 konnte diese Aufschlagwasserversorgung der ersten Planungsphase bereits wieder beendet werden, denn der vom Oberen Hahnebalzer Teich bis zum Taternplatz geführte Graben wurde überflüssig, weil unter Nutzung eines alten vom Innerstetal ausgehenden Bergwerksstollens (Pelicaner Flügelort) eine Verbindung zum Grunder Tal in Nähe des 4. Lichtlochs des Tiefen Georg-Stollens, geschaffen wurde. Diese Stollenverbindung zwischen dem Innerstetal und dem Grunder Tal hat den Namen Schulte Stollen erhalten. Welche Bedeutung die Aufschlagwasserzuführung für das Grunder Bergrevier von der Innerste bis zur Grube Hülfe Gottes ab 1838 gehabt hat, zeigt der Clausthaler „Königliche Maschinenmeister A. Dumreicher in seinem Buch von 1868 mit dem Titel „Gesamtüberblick über die Wasserwirtschaft des nordwestlichen Oberharzes“ auf. Zusammen mit den Kunsträdern an der Grube Hülfe Gottes sind zwölf Kunsträder an dem Aufschlagwasserstrang angeschlossen (3 Kunsträder, 4 Kehrräder und 5 Wäsche-bzw. Pochräder), die hintereinander beaufschlagt wurden. Bis in die heutige Zeit wird dieses System innerhalb der Oberharzer Wasserwirtschaft unter der Bezeichnung „Grunder Gefälle“ geführt und war besonders durch das Wasserregal abgesichert. Leider hat das „Grunder Gefälle“ nach dem bisherigen Kenntnisstand des Verfassers nicht die Würdigung bei der Aufnahme in das UNESCO Weltkulturerbe gefunden, die diesem System innerhalb der Oberharzer Wasserwirtschaft zusteht. Allein schon die „kommunizierende Rohrleitung“ ist innerhalb der Oberharzer Wasserwirtschaft eine Besonderheit, die nicht in Vergessenheit geraten darf. Welche Bedeutung und Weitsichtigkeit die Aufschlagwasserversorgung für die Grube Hülfe Gottes nach 1834 gehabt hat, geht daraus hervor, dass bis zur endgültigen Schließung der Grube im Jahr 1992 dieses Versorgungssystem funktioniert hat, denn 11 Kubikmeter pro Minute haben ausgereicht, um das erforderliche Betriebswasser sicher zu stellen. |
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