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Nachlese zum Kolloquium am 31.03.2012
(W. R., April 2012) Am 31. März 2012 fand in der Bergstadt Bad Grund (Harz), zur Erin­ne­rung an die Berg­werks­schließung vor 20 Jahren, ein zweitägiges mon­tan­historisches Kolloquium statt.
Am ersten Veranstaltungstag wurden Referate von der Bildung des Oberharzer Gangerzreviers,
Willi Rögener: Illustration von H. Kießling
wozu die Grunder Blei-und Zink­erz­lager­stätte gehört und der zeitliche Ablauf des Berg­werks­betriebs, vom frühen Beginn 1564 bis zur Berg­werks­schließung 1992, vorgetragen.
Weiter wurden im Kolloquium zwei in die Zukunft gerichtete Fachreferate angeboten, die über Perspektiven auf den Erz- und Spatbergbau in Sachsen und auf eine Projektentwicklung in der Lausitz (hier Kupfererzbergbau) den Blick gerichtet haben.
Am zweiten Veranstaltungstag konnten die Schachtanlagen Wiemannsbucht, Knesebeckschacht und Hülfe Gottes besichtigt werden.
Die Schachtanlage Medingschacht konnte wegen der privaten Besitzverhältnisse nicht besichtigt werden.
Nicht mehr vorhanden ist die Schachtanlage Westschacht. Diese ist vollständig zurückgebaut worden. In der angebotenen was­ser­wirt­schaftlichen Exkursion wurde die montane Grunder Was­ser­wirt­schaft in fünf Jahrhunderten und zwar beginnend mit der Auffahrung des Magdeburger Stollens (1527) bis zum Grunder Gefälle, über das Betriebswasser zur Grube Hilfe Gottes bis zur Bergwerksschließung 1992 herangeführt wurde, vorgestellt.

Welche Erkenntnisse konnten aus dem
abgehaltenen Kolloquium gezogen werden?

Die Veranstalter waren überrascht darüber, welche Resonanz das Kolloquium gefunden hat. Mit 250 Voranmeldungen am ersten Veranstaltungstag und rund 100 bei den am zweiten Tag angebotenen Exkursionen, waren die Erwartungen weit übertroffen worden. Aufgrund der Voranmeldungen war es am Vortragstag nicht mehr möglich, das wegen des mangelden Platzangebots unangemeldete Interessierte noch am Kolloquium teilnehmen konnten. Auch war die Abendveranstaltung mit über 100 Teilnehmern mehr als gut besucht. Als Fazit aus diesen Zahlen kann gezogen werden, welche große Bedeutung und besonders auch Ausstrahlung noch heute der seit nunmehr 20 Jahren eingestellte Grunder Bergbau noch hat.
Blickt man in die Teilnehmerliste, so konnte aus dieser entnommen werden, dass die Anwesenden teilweise weite Anfahrwege gehabt haben, um den Veranstaltungsort erreichen zu können. Führt man die Bundesländer auf aus denen die Besucher gekommen sind, so ist hier Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern und natürlich Niedersachsen zu nennen.
Leider und das muss auch erlaubt sein festzuhalten, haben sich aus der Bergstadt Bad Grund und den Nachbargemeinden heute hier in verantwortlicher, kommunalpolitischer oder Vereinsführung stehende Personen, aus welchen Gründen auch immer, nicht am Kolloquium beteiligt. Es dürfte nicht anzunehmen sein, dass der Samtgemeindbürger-meister die Vertretung für alle in der Samtgemeinde Bad Grund politisch Verantwortlichen ausgeübt hat. Leider konnte auch der Bürgermeister der Bergstadt, aus terminlichen Gründen, nur an zwei gehaltenen Referaten teilnehmen.
Für diese Veranstaltung haben die Referenten weder für die Anreise noch für die Übernachtung, für das gehaltene Referat und den Buchbericht (um 30 Seiten), keine Honorarforderungen gestellt.

Wie lässt sich die gute Resonanz auf das
Kolloquium erklären?

Hier sind zwei Möglichkeiten anzuführen und zwar erstens, dass das Bergwerk Grund mit den Gruben Hilfe Gottes und Bergwerkswohlfahrt für viele die den Berufsweg in den Bergbau gewählt haben und später in verantwortlichen Positionen im Bergbau tätig waren oder noch sind, ein Praktikum auf diesen Gruben absolviert haben. Und zweitens das namhafte montane Buchautoren, wie Dr. Wilfried Ließmann, Dr. Klaus Stedingk und Dr. Wolfgang Lampe über den Grunder Bergbau berichtet haben. Weiter hat sich bei den vorgenannten Personen auch durch ihre praktische Tätigkeit, auf diesen Gruben, eine persönliche Beziehung zu dem Bergwerk Grund aufgebaut.
Weiter ist in der bergbaulichen Fachwelt nicht unbekannt, dass sich im Bergwerk Grund das höfigste Erzmittel des Oberharzer Gangerzreviers befindet, das erst 1951 entdeckt wurde und am Harzrand nördlich vom Flecken Gittelde, in der Gittelder Feldmarkt seine Lage hat.
Weiter hat die Entwicklung des Erzbergwerks Grund ab Mitte der 1950er Jahre eine bahnbrechende Entwicklung genommen, zu der unter anderem die Einführung anderer Abbauverfahren zählen.
Was kaum für möglich gehalten wurde hat ab 1969 der Bergwerksdirektor Dr. Gerhart Gerecht vollbracht, der in einer sehr kurzen Zeit das Bergwerk vollkommen „umgekrempelt“ hat. Nur einige seiner eingeleiteten und durchgeführten Umbaumaßnahmen können hier genannt werden.
Hier wurde bei den Schächten begonnen. So haben sowohl der Achenbachschacht als auch der Wiemanns­buchtschacht neue Schachteinbauten erhalten. Umbaumaßnahmen, die während des laufenden Betriebs jeweils am Wochenende, von Freitag in der Nachtschicht, bis einschließlich Sonntag in der Nachtschicht, durchgeführt wurden. Die Umbauarbeiten im Wiemanns­bucht­schacht haben sich über sechs Jahre hingezogen. Beide Schächte wurden weiter bis zur 19. Sohle abgeteuft und über eine größer dimensionierte Strecke verbunden. Der Achenbachschacht hat eine neue Fördermaschine (ebenfalls der Wiemanns­bucht­schacht) und ein neues Fördergerüst erhalten.
Die Abbauführung wurde umgestellt und es wurde die Gleislostechnik im Abbau eingeführt. Durch mit Dieselmotor ausgerüstete Lademaschinen wurde das durch Sprengung freigelegte Erz, das als Haufwerk bezeichnet wird, dann in Erzbunkern (Zwischenbunker) verkippt.
Auf der schienengebundenen Hauptförderstrecke (19. Sohle) wurde das Erz aus den Hauptbunkern über Vibriationswuchtrinnen in 5,6m³ fassende Förderwagen eingeleitet. Zwölf Förderwagen haben eine Zugeinheit gebildet, die das Erz dann den am Achenbachschacht befindlichen Schachtbunker zugeführt haben.
Nach der Ära Gerecht ging die Entwicklung beim Erzbergwerk Grund weiter. Es wurde der Pumpversatz eingeführt, der Versatzgut mittels spezieller Pumpen in einer Rohrleitung bis in den Abbau verbracht hat und dieses unter Einschaltung einer Zwischen­pumpstation. Der Rohrleitungsstrang in dem das Pumpgut befördert wurde, war knapp 2000m lang.

Weiter wurde Zement und Zementmörtel aus übertägigen Silos (100m³) in untertägige Kleinsilos (10m³) pneumatisch (mit Druckluft) befördert. Das verunreinigte Grubenwasser wurde in einem Ölabscheider von den Kohlenwasserstoffen getrennt, die Feststoffanteile wurden mit Hilfe von Flockungsmitteln dem Grubenwasser entzogen, so das optisch klares Grubenwasser an den Vorfluter (Ernst-August-Stollen) abgegeben werden konnte. In der Grubenwarte, neben dem Pförtnerhaus, wurde Alarm ausgelöst, wenn verunreinigtes Grubenwasser in den Vorfluter eingeführt wurde.
Die hier vorgenannt und nur teilweise aufgeführten und ausgesuchten technischen Einrichtungen des Erzbergwerks zeigen auf, auf welchem hohen technischen Stand das Bergwerk geführt wurde. Vieles was auf diesem Bergwerk geleistet und geschaffen wurde, hat sich nach außen fast unbemerkt vollzogen.
In dieser Nachlese zum Kolloquium darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Verlängerung der Auslaufphase des Bergwerksbetriebs in der Bergstadt Grund, dem letzten Werksleiter, Diplomingenieur Siegfried Frank, zu verdanken ist, der den Vorstand der Preußag davon überzeugen konnte, dass durch Anhebung des Mineralinhalts im Fördererz eine wirtschaftliche Basis des Bergwerks Grund noch gegeben war. Unterstützung hat Frank auch durch den Grubenbetriebsführer Diplomingenieur Friedrich Lehrke (†) gefunden, der die Verantwortung für den in der Auslaufphase teilweise geführten Unterwerksbau (unterhalb eines Schachtes oder wie in diesem Falle, einer Förderstrecke, geführter Abbau) übernommen hat.

Welche Bedeutung ist dem Kolloquium für die
Bergstadt Bad Grund (Harz) zuzuschreiben?

Mit dem Kolloquium hat die Bergstadt eine Veranstaltung erlebt, die den Teilnehmern mit Sicherheit in guter Erinnerung bleiben wird. Durch die zahlreichen auswärtigen Teilnehmer dürfte auch der Veranstal­tungsort, das Atrium, mit seiner Ausstrahlung, eine positive Nachwirkung nicht verfehlen.
Im Vergleich zu bereits abgehaltenen Kolloquien hat das in Bad Grund durchgeführte die Bestnote erhalten, so das Urteil von Dr. Wolfgang Lampe. Eine ganz besondere Anerkennung gebührt dem Tontechniker Klaus Haut, der gefühlvoll für die Ohren die Lautsprecheranlage bedient hat. Weiter ist dem unter anderem für das Atrium zuständigen Hoteldirektor Klaus Koltermann und seinem Personal zu danken, die für den reibungslosen Versorgungsablauf tätig waren. Ganz besonders muss auch Dr. Oswald Sander gedankt werden, der in jeder Beziehung sehr hilfreich den organisatorischen Ablauf innerhalb des Atriums vorgegeben hat.
Für die Bergstadt Bad Grund dürfte dieses hier abgehaltene Kolloquium auch eine positive Ausstrahlung haben.

Welche Konsequenzen können aus dem
Kolloquium für die Bergstadt Bad Grund
gezogen werden?

Das Kolloquium hat gezeigt, dass der Grunder Bergbau weit über die Grenzen des Ortes hinausgeht, welches die Wohnorte zeigen, aus denen die Veranstaltungsteilnehmer nach Bad Grund angereist waren. Leider wird dieser Bekanntheitsgrad örtlich nicht so umgesetzt, wie es der Ort mit seiner bergbaulichen Entwicklungsgeschichte verdient hat. In der örtlichen Werbung fehlen zum Beispiel Hinweise auf den Standort des „Letzten Förderwagens“, der auf Tafeln Auskunft über das Grunder Bergbaurevier (Iberger- bzw. über das Blei- Zinkerzrevier) und die montane Grunder Wasserwirtschaft (das sogenannte Grunder Gefälle) gibt. Weiter wird am Atrium auf einem Schild auf einen im Grunder Tal liegenden Wassserwanderweg hingewiesen, dessen Vorhandensein eine Fehlanzeige in der Grunder Werbung ist.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die bergbauliche Vergangenheit der Bergstadt Grund nicht den Stellenwert in der Werbung einnimmt, den sie verdient. Man sollte sich hier des Spruchs erinnern, der zum Ausdruck bringt: „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft meistern“.
Stattdessen bewegt sich neuerdings ein Versuch dadurch werbewirksam zu werden, indem der „Sagenkönig Hübich“, ins Spiel gebracht wird. König Hübich, bislang sesshaft in den Höhlen des Hübichensteins, bewegt sich nun außerhalb seines Königreichs und zwar auf einem besonderen Wanderpfad, der sogenannten König Hübich-Route. Hier wandert König Hübich nun teilweise auf Pfaden früherer Wassergräben, die von Bergleuten ab 1680 angelegt wurden, um Aufschlagwasser für die Wasserräder heran zuführen.
Die Konsequenz aus diesem Absatz dürfte sein, dass in der Bergstadt noch viele Möglichkeiten bestehen, die aufgegriffen werden könnten, um das Interesse für den Ort zu wecken und der den einstmals den Ort beherrschenden Bergbau doch mehr mit in die Werbung einbezieht.

In eigener Sache
zum Schluss

Hier wurde der Verfasser beim Kolloquium von einem Redaktionsmitglied der monatlich erscheinenden Fach­zeit­schrift des Ringes Deutscher Bergingenieure (RDB) angesprochen, der sich lobend über die monatlich erscheinenden Berichte unter dem Titel: „Der letzte Förderwagen berichtet", die er mit großem Interesse verfolgt, ausgesprochen hat.
So wie für den Verfasser dieses Berichts wird auch vielen Teilnehmern des Kolloquiums diese Veranstaltung in guter Erinnerung bleiben.

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Siehe auch: "20 Jahre Erzbergwerk Grund: KLICK
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