Am
zweiten Veranstaltungstag konnten die Schachtanlagen Wiemannsbucht, Knesebeckschacht
und Hülfe Gottes besichtigt werden.
Die
Schachtanlage Medingschacht konnte wegen der privaten Besitzverhältnisse
nicht besichtigt werden.
Nicht
mehr vorhanden ist die Schachtanlage Westschacht. Diese ist vollständig
zurückgebaut worden. In der angebotenen wasserwirtschaftlichen
Exkursion wurde die montane Grunder Wasserwirtschaft in
fünf Jahrhunderten und zwar beginnend mit der Auffahrung des Magdeburger
Stollens (1527) bis zum Grunder Gefälle, über das Betriebswasser
zur Grube Hilfe Gottes bis zur Bergwerksschließung 1992 herangeführt
wurde, vorgestellt.
Welche
Erkenntnisse konnten aus dem
abgehaltenen
Kolloquium gezogen werden?
Die
Veranstalter waren überrascht darüber, welche Resonanz das Kolloquium
gefunden hat. Mit 250 Voranmeldungen am ersten Veranstaltungstag und rund
100 bei den am zweiten Tag angebotenen Exkursionen, waren die Erwartungen
weit übertroffen worden. Aufgrund der Voranmeldungen war es am Vortragstag
nicht mehr möglich, das wegen des mangelden Platzangebots unangemeldete
Interessierte noch am Kolloquium teilnehmen konnten. Auch war die Abendveranstaltung
mit über 100 Teilnehmern mehr als gut besucht. Als Fazit aus diesen
Zahlen kann gezogen werden, welche große Bedeutung und besonders
auch Ausstrahlung noch heute der seit nunmehr 20 Jahren eingestellte Grunder
Bergbau noch hat.
Blickt
man in die Teilnehmerliste, so konnte aus dieser entnommen werden, dass
die Anwesenden teilweise weite Anfahrwege gehabt haben, um den Veranstaltungsort
erreichen zu können. Führt man die Bundesländer auf aus
denen die Besucher gekommen sind, so ist hier Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt,
Thüringen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern
und natürlich Niedersachsen zu nennen.
Leider
und das muss auch erlaubt sein festzuhalten, haben sich aus der Bergstadt
Bad Grund und den Nachbargemeinden heute hier in verantwortlicher, kommunalpolitischer
oder Vereinsführung stehende Personen, aus welchen Gründen auch
immer, nicht am Kolloquium beteiligt. Es dürfte nicht anzunehmen sein,
dass der Samtgemeindbürger-meister die Vertretung für alle in
der Samtgemeinde Bad Grund politisch Verantwortlichen ausgeübt hat.
Leider konnte auch der Bürgermeister der Bergstadt, aus terminlichen
Gründen, nur an zwei gehaltenen Referaten teilnehmen.
Für
diese Veranstaltung haben die Referenten weder für die Anreise noch
für die Übernachtung, für das gehaltene Referat und den
Buchbericht (um 30 Seiten), keine Honorarforderungen gestellt.
Wie
lässt sich die gute Resonanz auf das
Kolloquium
erklären?
Hier
sind zwei Möglichkeiten anzuführen und zwar erstens, dass das
Bergwerk Grund mit den Gruben Hilfe Gottes und Bergwerkswohlfahrt für
viele die den Berufsweg in den Bergbau gewählt haben und später
in verantwortlichen Positionen im Bergbau tätig waren oder noch sind,
ein Praktikum auf diesen Gruben absolviert haben. Und zweitens das namhafte
montane Buchautoren, wie Dr. Wilfried Ließmann, Dr. Klaus Stedingk
und Dr. Wolfgang Lampe über den Grunder Bergbau berichtet haben. Weiter
hat sich bei den vorgenannten Personen auch durch ihre praktische Tätigkeit,
auf diesen Gruben, eine persönliche Beziehung zu dem Bergwerk Grund
aufgebaut.
Weiter
ist in der bergbaulichen Fachwelt nicht unbekannt, dass sich im Bergwerk
Grund das höfigste Erzmittel des Oberharzer Gangerzreviers befindet,
das erst 1951 entdeckt wurde und am Harzrand nördlich vom Flecken
Gittelde, in der Gittelder Feldmarkt seine Lage hat.
Weiter
hat die Entwicklung des Erzbergwerks Grund ab Mitte der 1950er Jahre eine
bahnbrechende Entwicklung genommen, zu der unter anderem die Einführung
anderer Abbauverfahren zählen.
Was
kaum für möglich gehalten wurde hat ab 1969 der Bergwerksdirektor
Dr. Gerhart Gerecht vollbracht, der in einer sehr kurzen Zeit das Bergwerk
vollkommen „umgekrempelt“ hat. Nur einige seiner eingeleiteten und durchgeführten
Umbaumaßnahmen können hier genannt werden.
Hier
wurde bei den Schächten begonnen. So haben sowohl der Achenbachschacht
als auch der Wiemannsbuchtschacht neue Schachteinbauten erhalten.
Umbaumaßnahmen, die während des laufenden Betriebs jeweils am
Wochenende, von Freitag in der Nachtschicht, bis einschließlich Sonntag
in der Nachtschicht, durchgeführt wurden. Die Umbauarbeiten im Wiemannsbuchtschacht
haben sich über sechs Jahre hingezogen. Beide Schächte wurden
weiter bis zur 19. Sohle abgeteuft und über eine größer dimensionierte
Strecke verbunden. Der Achenbachschacht hat eine neue Fördermaschine
(ebenfalls der Wiemannsbuchtschacht) und ein neues Fördergerüst
erhalten.
Die
Abbauführung wurde umgestellt und es wurde die Gleislostechnik im
Abbau eingeführt. Durch mit Dieselmotor ausgerüstete Lademaschinen
wurde das durch Sprengung freigelegte Erz, das als Haufwerk bezeichnet
wird, dann in Erzbunkern (Zwischenbunker) verkippt.
Auf
der schienengebundenen Hauptförderstrecke (19. Sohle) wurde das Erz
aus den Hauptbunkern über Vibriationswuchtrinnen in 5,6m³ fassende
Förderwagen eingeleitet. Zwölf Förderwagen haben eine Zugeinheit
gebildet, die das Erz dann den am Achenbachschacht befindlichen Schachtbunker
zugeführt haben.
Nach
der Ära Gerecht ging die Entwicklung beim Erzbergwerk Grund weiter.
Es wurde der Pumpversatz eingeführt, der Versatzgut mittels spezieller
Pumpen in einer Rohrleitung bis in den Abbau verbracht hat und dieses unter
Einschaltung einer Zwischenpumpstation. Der Rohrleitungsstrang in
dem das Pumpgut befördert wurde, war knapp 2000m lang. |
Weiter
wurde Zement und Zementmörtel aus übertägigen Silos (100m³)
in untertägige Kleinsilos (10m³) pneumatisch (mit Druckluft)
befördert. Das verunreinigte Grubenwasser wurde in einem Ölabscheider
von den Kohlenwasserstoffen getrennt, die Feststoffanteile wurden mit Hilfe
von Flockungsmitteln dem Grubenwasser entzogen, so das optisch klares Grubenwasser
an den Vorfluter (Ernst-August-Stollen) abgegeben werden konnte. In der
Grubenwarte, neben dem Pförtnerhaus, wurde Alarm ausgelöst, wenn
verunreinigtes Grubenwasser in den Vorfluter eingeführt wurde.
Die
hier vorgenannt und nur teilweise aufgeführten und ausgesuchten technischen
Einrichtungen des Erzbergwerks zeigen auf, auf welchem hohen technischen
Stand das Bergwerk geführt wurde. Vieles was auf diesem Bergwerk geleistet
und geschaffen wurde, hat sich nach außen fast unbemerkt vollzogen.
In
dieser Nachlese zum Kolloquium darf nicht unerwähnt bleiben, dass
die Verlängerung der Auslaufphase des Bergwerksbetriebs in der Bergstadt
Grund, dem letzten Werksleiter, Diplomingenieur Siegfried Frank, zu verdanken
ist, der den Vorstand der Preußag davon überzeugen konnte, dass
durch Anhebung des Mineralinhalts im Fördererz eine wirtschaftliche
Basis des Bergwerks Grund noch gegeben war. Unterstützung hat Frank
auch durch den Grubenbetriebsführer Diplomingenieur Friedrich Lehrke
(†) gefunden, der die Verantwortung für den in der Auslaufphase teilweise
geführten Unterwerksbau (unterhalb eines Schachtes oder wie in diesem
Falle, einer Förderstrecke, geführter Abbau) übernommen
hat.
Welche
Bedeutung ist dem Kolloquium für die
Bergstadt
Bad Grund (Harz) zuzuschreiben?
Mit
dem Kolloquium hat die Bergstadt eine Veranstaltung erlebt, die den Teilnehmern
mit Sicherheit in guter Erinnerung bleiben wird. Durch die zahlreichen
auswärtigen Teilnehmer dürfte auch der Veranstaltungsort,
das Atrium, mit seiner Ausstrahlung, eine positive Nachwirkung nicht verfehlen.
Im
Vergleich zu bereits abgehaltenen Kolloquien hat das in Bad Grund durchgeführte
die Bestnote erhalten, so das Urteil von Dr. Wolfgang Lampe. Eine ganz
besondere Anerkennung gebührt dem Tontechniker Klaus Haut, der gefühlvoll
für die Ohren die Lautsprecheranlage bedient hat. Weiter ist dem unter
anderem für das Atrium zuständigen Hoteldirektor Klaus Koltermann
und seinem Personal zu danken, die für den reibungslosen Versorgungsablauf
tätig waren. Ganz besonders muss auch Dr. Oswald Sander gedankt werden,
der in jeder Beziehung sehr hilfreich den organisatorischen Ablauf innerhalb
des Atriums vorgegeben hat.
Für
die Bergstadt Bad Grund dürfte dieses hier abgehaltene Kolloquium
auch eine positive Ausstrahlung haben.
Welche
Konsequenzen können aus dem
Kolloquium
für die Bergstadt Bad Grund
gezogen
werden?
Das
Kolloquium hat gezeigt, dass der Grunder Bergbau weit über die Grenzen
des Ortes hinausgeht, welches die Wohnorte zeigen, aus denen die Veranstaltungsteilnehmer
nach Bad Grund angereist waren. Leider wird dieser Bekanntheitsgrad örtlich
nicht so umgesetzt, wie es der Ort mit seiner bergbaulichen Entwicklungsgeschichte
verdient hat. In der örtlichen Werbung fehlen zum Beispiel Hinweise
auf den Standort des „Letzten Förderwagens“, der auf Tafeln Auskunft
über das Grunder Bergbaurevier (Iberger- bzw. über das Blei-
Zinkerzrevier) und die montane Grunder Wasserwirtschaft (das sogenannte
Grunder Gefälle) gibt. Weiter wird am Atrium auf einem Schild auf
einen im Grunder Tal liegenden Wassserwanderweg hingewiesen, dessen Vorhandensein
eine Fehlanzeige in der Grunder Werbung ist.
Zusammenfassend
bleibt festzuhalten, dass die bergbauliche Vergangenheit der Bergstadt
Grund nicht den Stellenwert in der Werbung einnimmt, den sie verdient.
Man sollte sich hier des Spruchs erinnern, der zum Ausdruck bringt: „Nur
wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft meistern“.
Stattdessen
bewegt sich neuerdings ein Versuch dadurch werbewirksam zu werden, indem
der „Sagenkönig Hübich“, ins Spiel gebracht wird. König
Hübich, bislang sesshaft in den Höhlen des Hübichensteins,
bewegt sich nun außerhalb seines Königreichs und zwar auf einem
besonderen Wanderpfad, der sogenannten König Hübich-Route. Hier
wandert König Hübich nun teilweise auf Pfaden früherer Wassergräben,
die von Bergleuten ab 1680 angelegt wurden, um Aufschlagwasser für
die Wasserräder heran zuführen.
Die
Konsequenz aus diesem Absatz dürfte sein, dass in der Bergstadt noch
viele Möglichkeiten bestehen, die aufgegriffen werden könnten,
um das Interesse für den Ort zu wecken und der den einstmals den Ort
beherrschenden Bergbau doch mehr mit in die Werbung einbezieht.
In
eigener Sache
zum
Schluss
Hier
wurde der Verfasser beim Kolloquium von einem Redaktionsmitglied der monatlich
erscheinenden Fachzeitschrift des Ringes Deutscher Bergingenieure
(RDB) angesprochen, der sich lobend über die monatlich erscheinenden
Berichte unter dem Titel: „Der letzte Förderwagen berichtet", die
er mit großem Interesse verfolgt, ausgesprochen hat.
So
wie für den Verfasser dieses Berichts wird auch vielen Teilnehmern
des Kolloquiums diese Veranstaltung in guter Erinnerung bleiben. |