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Längenermittlung Tiefer Georg-Stollen und Ernst-August-Stollen
(W. R., Mai2012) Wie kann man im Jahr 2012 dieses Thema überhaupt noch aufgreifen, denn seit der Inbetriebnahme der bei­den Stollen, 1799 be­zieh­ungs­weise 1864, sind in vielen Ver­öffentlichungen die Stol­len­län­gen aus­gewiesen worden und es dürfte deshalb hier kein weiterer Informationsbedarf be­ste­hen.
Und gerade weil in den Veröffentlichungen sehr unterschiedliche Längenangaben genannt werden, sollte dieses Thema nochmals ins Blickfeld gerückt werden. Deshalb wird in dieser Bearbeitung besonders auf die zeitliche Entwicklung der beiden Stollensysteme näher eingegangen, die für beide Stollen sehr unterschiedlich verlaufen ist. Grundlage für die Zahlenangaben in der zeitlichen Entwicklung ist eine Zeichnung, die 1955 in der Markscheiderei des Erzbergwerks Grund erstellt worden ist und bei der es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um die letzte hier erstellte handeln dürfte und die beide Stollen in der Gesamtheit darstellt.
Die im Maßstab 1: 12500 erstellte Zeichnung ist unter der Archivnummer H 1072 vom 18.05.1955 registriert worden (Abb. 1).
In der Bearbeitung der Abbildung 3 wird jeder Stollen einzeln dargestellt und in 19 Abgreifabschnitte (hier bezogen auf den Tiefen Georg-Stollen) aufgeteilt. Die aus dem Originalriss entnommenen Messwerte sind in der Tab. 1 ausgewiesen, ausdehnen die tatsächliche Auffahrungslänge jedes einzelnen Abgreifabschnitts errechnet werden kann. Beträgt zum Beispiel die abgegriffene Messlänge des Abgreifabschnitt 23,7cm, so wird diese Zahl mit 125 multipliziert, woraus sich die Länge dieses Abschnitts von 2962,50m ergibt (siehe Tab. 1 unter Nr. 1 den Stollenabschnitt vom Mundloch bis zum 3. Lichtloch).
Die Differenz zwischen dem abgegriffenen Messwert eines Abgreifabschnitts des Tiefen Georg-Stollens wurde der authentischen Auffahrungslänge von Johann Christian Gotthard gegenübergestellt und hat 1,43% betragen. Dieses heißt, dass die Abgreifwerte um 1,43% höher liegen. Aus Sicht des Verfassers ist dieses eine vertretbare und hinnehmbare Differenz. Was ist unter zeitlicher Entwicklung zu verstehen? Hier liefert der Ernst-August-Stollen mit der Tiefen Wasserstrecke, die bereits 1803 begonnen wurde und mit dem Auffahrungsbeginn des Ernst-August-Stollens 1851 endete, das beste Beispiel. Diese Tiefe Wasserstrecke kann als Vorläufer des Ernst-August-Stollens angesprochen werden.
Als zweite zeitliche Entwicklung ist die Zeit von 1851 bis 1864 (Auffahrungslänge in dieser Zeit 10844,50m) zu sehen, in der die Verbindung mit der Tagesoberfläche bis an den Harzrand bei Gittelde geschaffen wurde und gleichzeitig die Tiefe Wasserstrecke (bis 1851 bereits bestehende Auffahrungslänge von 6793,0m) mit angeschlossen werden konnte. Somit stand ab 1864 zur Wasserlösung der Oberharzer Gruben ein Stollenentwässerungssystem von insgesamt 17637,50m zur Verfügung.
Als dritte zeitliche Entwicklung ist die Zeit nach 1864 zu sehen, in der der Stollen weitere Stollenanschlüsse erhalten hat, die 22562,5m betragen. Somit kommt der Stollen auf eine Gesamtlänge von 40 200m.
Im Gegensatz zum Ernst-August-Stollen hat der Tiefe Georg-Stollen nur zwei zeitliche Entwicklungen aufzuweisen und zwar die zwischen 1777 bis 1799 und die nach 1799.
In der ersten zeitlichen Entwicklung von 1777 bis 1799 wurden 10675,0m aufgefahren und nach 1799 sind es 16737,50m. Hieraus ergibt sich eine Gesamtlänge von 27412,50m (lt. Wert Tab. 1). Detailliert wird diese Stollenlänge in der Tabelle 1 ausgewiesen.
In der erschienenen Fachliteratur werden die Stollenlängen des Tiefen Georg-Stollens sehr unterschiedlich ausgewiesen. Bereits 1868 hat A. Dumreicher eine Länge von 18240m genannt Wird die Zeit von 1961 bis 2000 genommen, werden Auffahrungslängen von 18238m bis 2600m aufgeführt (bezogen auf zehn Veröffentlichungen). Fünfmal wird die Zahl 19000m, einmal werden die Zahlen 18238m, 18500 m und 22000m ausgewiesen. Hugo Haase führt 1961 in den „Kunstbauten alter Wasserwirtschaft im Oberharz“ die Länge von 26000m auf.
Eingangs zu diesem Bericht wurde die Frage aufgeworfen, ob die Stollenlänge des Tiefen Georg-Stollens nicht schon ausreichend abgehandelt sei. Diese Frage möge jeder Leser dieses Berichts für sich selbst beantworten. Zielsetzung dieses Berichts soll sein, dass auch zu dieser Zeit noch einiges über diese berühmten Wasserlösungsstollen nachgetragen werden kann und so die Stollen wieder in Erinnerung gebracht werden.
Fortsetzung folgt
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