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So begab es sich eines Tages, dass ein Bergmann in den Gruben nach Erzen schürfte. Der Hübich hatte ihn schon lange im Blick und fand Gefallen an dem jungen Burschen, der bis über beide Ohren in seine Arbeit verliebt war. Ihm gefiel es, die kostbarsten Edelmetalle ans Tageslicht zu bringen und im Schein seiner Grubenlampe nach seltsam funkelnenden Gesteinen zu suchen. Wie er so schürfte und mit seiner Hacke nach den Erzen schlug, da vernahm er ein Klopfen und Pochen. Er hielt inne und lauschte, doch nichts passierte. Wieder vernahm er ein Klopfen und Rufen und er dachte, dass sich der Hübich mal wieder einen Spaß mit ihm erlaube. Doch im gleichen Augenblick begann der Berg zu zittern und zu dröhnen, Steine prasselten hernieder und alles um ihn herum stürzte ein. Der junge Bergmann war in seiner eigenen kleinen Welt gefangen. "Wie schön wäre es jetzt, wenn ich durch den Wald gehen könnte, von den Sonnenstrahlen gewärmt werden würde oder einfach nur den Mädchen hinterher sehen könnte" - dachte er und schon begann er bitterlich zu weinen. Plötzlich legte ihm der Hübich seine Hand auf die Schulter. "Wir haben dich gewarnt, doch du wolltest nicht hören. Nun bist du gefangen, die anderen sind alle ums Leben gekommen. Willst Du in unserem Reich bleiben? Traurig schüttelte der Bergmann den Kopf. "Ich brauche die Sonne und das Licht, ich bin ein Mensch und kein Zwerg wie du. Lass mich wieder hinauf, du bist mächtig und vermagst das wohl." "Nun gut, dann folge mir, aber sieh nicht zurück!" Gesagt - getan, voran ging es, immer hinauf, vorbei an düsteren Gängen, Gold- und Silberadern und so manch Kostbarkeit. Als er schließlich die Sonne erblickte, wußte er, das er sich richtig entschieden hatte. Der Bergmann bedankte sich freundlich und Hübich verschwand wieder im Inneren des Berges. Doch was war das? Die Welt schien so anders. Tapfer schritt er hinab ins Dorf. Ein paar Kinder spielten auf der Straße und als sie ihn sahen, nahmen sie schreiend Reissaus. Der Bergmann schüttelte verwundert den Kopf und ging zu seinem Häuschen, doch oh Schreck, hier wohnten Leute, die er niemals zuvor gesehen hatte. Er schritt zum Brunnen und als er sein Spiegelbild betrachtete, begann er fürchterlich zu weinen. Seine Kleider waren zerrissen und er war um Jahre gealtert. Niemand kannte er mehr. Die Leute lauschten gebannt seiner Geschichte und nur die Alten unter ihnen konnten sich erinnern, dass einst ein Unglück in dem Berge geschah und seit jener Zeit niemand mehr in Grund nach Erzen gesucht hatte. Der Erzschacht ist bis heute verschlossen und die Menschen träumen noch immer von den Schätzen, die er in seinem Innern verborgen hält. Unser Bergmann jedoch lebte glücklich bis ans Ende seiner Tage. (Quelle)
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