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Bergbauliches
von Wilhelm Rögener Seite 49 |
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((W.
R. Jan. 2011) Mit
dem Butterbergtunnel wurde im Dezember 1979, in der Kreisstadt Osterode
am Harz, der erste Straßentunnel Niedersachsens in Betrieb genommen.
Durch den Tunnel wurde der Ortsteil Freiheit wesentlich vom Duchgangsverkehr
entlastet, |
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denn
wer in Richtung Lerbach, Buntenbock und weiter nach Clausthal-Zellerfeld
fahren wollte, musste durch dieses Nadelöhr
(Bild
1: Einfahrt in die Verengung in Richtung Freiheit von 2007).
Der
Tunnel ist 393m lang, hat eine Breite von 10m, wovon 7,5m Straße
sind und beiderseits der Straßenführung ist ein 1,25m Notgehweg.
Der Tunnel steigt von Süden nach Norden mit 2,5% an. Die Überdeckung
misst maximal 35m ab Fahrbahnoberkante. Die Ausbruchquerschnittsfläche
beträgt 100m², eine Größenordnung, die im anstehenden
Lockergestein des Butterbergs als sehr kritisch gesehen werden musste.
 
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Bereits 1960 war aus Gründen des Natur- und Landschaftsschutzes entschieden
worden, den Butterberg mit einem Tunnel zu durchqueren. 1964 wurde der
Tunnelverlauf festgelegt, 1967 genehmigte der Bundesminister für Verkehr
den Bauentwurf und 1968 erfolgte die Bauplanerstellung.
Bei der Entwurfsbearbeitung ist die Straßenverwaltung selbst tätig
geworden, obwohl ihr keine Erfahrungen im Tunnelbau vorlagen. Sie erstellten
einen sogenannten Behördenentwurf. Vorteil dieser Vorgehensweise war,
dass im Angebotsverfahren bei der Ausschreibung eine festgelegte Vergleichbarkeit
gegeben war.
Bevor mit der eigentlichen Aufstellung des Auffahrungsplans überhaupt
begonnen werden konnte, wurden insgesamt 18 Bohrungen erstellt, um genauere
Kenntnis vom Lockergestein, vom Erreichen des Festgesteins und vom Grundwasser
zu erhalten (siehe Bild 4).
Weiter wurden drei hintereinander liegende Probestollen mit unterschiedlichen
Ausbruchquerschnitten angelegt, um über das Verhalten des Lockergesteins
bei der Freilegung Erfahrungen zu sammeln.
Der Vortrieb der Probestollen erfolgte vom Südportal aus. Der erste
Stollen wurde als Zufahrtstollen bezeichnet, hatte einen Durchmesser von
4m und eine Läge von 29m. Der daran anschließende zweite Stollen
wurde Probestrecke 1 genannt, der gewählte Durchmesser betrug 6m und
war 18m lang. In diesem Stollenbereich wurde bereits die angestrebte Vorgehensweise
der endgültigen Stollenauffahrung mit der sogenannten „Österreichischen
Tunnelbauweise (NÖT)“ mit Erfolg praktiziert. Der dritte Probestollen,
Probestrecke 2 genannt, wurde mit einem Ausbruchquerschnitt von 100m²
angelegt und war 32m lang. Auch dieser Versuch war geglückt.
Die Auffahrung der Probestollen hat gezeigt, wie mit dem Lockergestein
umzugehen und wie der geschaffene Hohlraum zu sichern ist. Weiter wurden
noch Messgeräte im geschaffenen Hohlraum installiert, die Aufzeichnungen
über Verschiebungen und Druckverhältnisse aufgezeigt haben. Übertägig
wurde an der Oberfläche der Tunneltrasse die Setzung des Baugrunds
durch Extensometer festgehalten.
Aus wässerungstechnischen Gründen wurde der Stollen von Süden
nach Norden aufgefahren. Die Erdarbeiten für den Voreinschnitt des
Südportals waren im September 1977 abgeschlossen und es konnte mit
den Tunnelvortriebsarbeiten begonnen werden. Erschwerend bei der Auffahrung
waren die teilweise größeren Gesteinsbrocken, die Ausmaße
von bis zu 100 cm hatten. Der Vortrieb erfolgte in vier Bauphasen.
Die erste Bauphase begann im Firstbereich. Je nach den Gesteinsverhältnissen
sind flache Stahldielen gegen Sicherung von nachstürzendem Gebirge
vorgetrieben worden, die durch einen Stahlbogen (dem Tunnelprofil entsprechend)
abgefangen wurden und der auf einem Zwischenlager aufstand. Es wurde dann
eine dem Profil entsprechende Baustahlgewebematte eingebaut. Und letztlich
wurde eine 30cm starke Spritzbetonschicht aufgetragen.
In drei weiteren Bauphasen wurden die Ulmen (Tunnelseiten, Stöße)
geöffnet und die zuerst eingebauten Stahlbogen erhielten bis zum Erreichen
der Stollensohle nach und nach weitere Zwischlagerauflagen und die Tunnelseiten
wurden mit bewährtem Spritzbeton (30cm stark) versehen.
Nachdem das angetroffene Lockergestein in einen beherrschbaren Zustand
versetzt worden war, konnten die weiteren Vervollständigungsarbeiten
am Tunnelausbau erfolgen.
Seit nunmehr gut 30 Jahren wird der Butterbergtunnel von vielen Fahrzeugen
täglich genutzt. Beim Durchfahren sollte nicht vergessen werden, welche
Vorplanungsarbeit notwendig war, um unter diesen besonderen von der Natur
geschaffenen Verhältnissen, ein solches Projekt zur Vollendung zu
bringen. Respekt für diese Leistung. |
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Quellen:
Zeitschrift der Vereinigung Straßenbau- und Verkehrsingenieure in
Niedersachsen, Heft 3/1979, Fotos (3): W. Rögener |

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