Der
Hydrokompressorenturm am "Knesebecker Schacht"
 
 Das
Grundner Bergbaumuseum war das einzige Bergbaumuseum, das bis vor kurzem
noch auf dem Gelände eines fördernden Bergwerks eingerichtet
war. 1992 wurden die Arbeiten zur Stillegung durchgeführt.
Das
Bergbaumuseum auf dem Gelände des Knesebeck Schachtes erinnert an
den über viele Jahrhunderte in der Bergstadt Bad Grund umgehenden
Bergbau. Einst wurden zink-, blei- und silberhaltige Erze aus der Grube
"Hilfe Gottes" gefördert. Das Wahrzeichen des Grundner Bergbaumuseums
mit der Schau "Rohstoffquelle Harz" im "Atrium" ist der 47 m hohe stählerne
Hydrokompressorenturm, ein weltweit einmaliges Beispiel für diese
bergmännische Technik. Der Hydrokompressorenturm steht unter Denkmalschutz
und soll erinnern an technisches Können und bergmännischen Erfindergeist
im Harz und in Deutschland.
Außerdem
sind zu besichtigen u.a. die große Fördermaschine, die über
ein Stahlseil den Förderkorb mit Bergleuten oder Loren hinab oder
hinauf bis 499 m Tiefe beförderte. Weiter sind zu sehen zahlreiche
Exponate aus dem früheren und modernen Bergbau wie Schaufellader und
die verschiedenen Arten der Abbautechnik. (kip)
Druckluft für
die Grube Hilfe Gottes
Druckluft
hat in der Entwicklung der Technik stets eine besondere Rolle gespielt.
Im Bergbau machte erst der Einsatz von Belüftungssystemen, die mit
Druckluft gespeist wurden, den umfassenden Untertage-Abbau von Bodenschätzen
möglich. Die Gewinnung der Erze und Mineralien stellte schon immer
hohe Anforderungen an die Techniken des Gesteinsbohrens. Erst ab Mitte
des 19. Jahrhunderts kamen Maschinen zum Bohren von Sprenglöchern
zur Anwendung.
Auch
in der Grube Hilfe Gottes in Bad Grund kamen daraufhin druckluftgetriebene
Werkzeuge zum Einsatz. Das Druckluftbohren übernahm somit das bis
dahin allein praktizierte "Bohren von Hand": Ein für die Produktionssteigerung
wichtiger Modernisierungsschritt. |
  
|
Zur
Erzeugung von Druckluft wurde 1893 eine erste Hydrokompressoranlage
im Hilfe-Gotteser Schacht auf der 4. Sohle installiert. Im Jahre 1895 konnte
eine zweite Anlage auf der benachbarten Grube Bergwerkswohlfahrt (Medingschacht)
in Betrieb genommen werden. Weitere Anlagen folgten im gesamten Oberharz.
Obwohl schon bald durch weitere Automatisierung des Abbaus verstärkt
Elektro-Kolbenkompressoren zum Einsatz kamen, wurden die Hydrokompressoren
dennoch bis zum Betriebsende der jeweiligen Schächte weiter benutzt.
Als letzter Hydrokompressor wurde im Erzbergwerk Grund die Anlage im Wiemannsbucht-Schacht
nach nahezu 100-jährigem Einsatz außer Betrieb gesetzt. Hier
wurden bis 1988 350 m³/h Druckluft erzeugt.
Es
war die letzte funktionsfähige Hydrokompressorenanlage
im Harz und im deutschen Bergbau überhaupt. |
  
|
Die Technik:
Der
Hydrokompressor arbeitet nach dem Prinzip einer kommunizierenden Röhre.
Die Drucklufterzeugung erfolgt hierbei durch Wasserdruck (hydraulisch).
Der Wasserdruck wird unmittelbar ohne weitere Kraftübertragung zur
Kompression der Druckluft eingesetzt.
Ein
Hydrokompressor besteht aus einem Wasser-Fallrohr, einem Steigrohr und
einem Drucktank, dem sog. Luftabscheider, am tiefsten Punkt der Rohrleitung.
Die Fallleitung ist mit einem offenen Saugkopf zum Ansaugen von Luft ausgestattet.
Durch den beim Hinunterfallen des Wassers entstehenden Unterdruck im Rohr
wird Luft angesaugt und mit in die Tiefe gerissen. Durch das permanente
Nachfallen eines Luft-Wassergemisches ist es der Luft nicht möglich,
wieder im Fallrohr aufzusteigen.
Am
tiefsten Punkt des Systems befindet sich der Luftabscheider. Erst hier
trennt sich die Luft wieder vom Wasser, kann aber nicht entweichen und
steht sofort als Druckluft zur Verfügung.
Der
Höhenunterschied zwischen dem Saugkopf und der Wasseraustrittsöffnung
der Steigleitung entspricht dem nutzbaren Wassergefälle. Die Höhe
des Drucks, der auf der eingeschlossenen Luft lastet, wird bestimmt durch
die Höhe der Wassersäule in der Steigleitung. Siehe
auch Hydrokompressorenanlage |
  
|
Fotos:
Der Hydrokompressorenturm am Knesebeck-Schacht - Ansicht von verschiedenen
Seiten sowie mit Kompressorenhalle, Schachthalle und Fördergerüst.
 Für
die Maschinen in den Oberharzer Gruben wurden 6,4 bar Druck benötigt,
entsprechend waren die Leitungslängen ausgelegt. Die Hydrokompressorentechnik
ist ein kostengünstiges und zugleich technisch sicheres, umweltfreundliches
und nahezu wartungsfreies Verfahren, zudem ohne wesentlichen Einsatz von
Mechanik. Der Wirkungsgrad dieser Technik ist entsprechend hoch. Der Vorteil
der Drucklufterzeugung in Hydrokompressoren gegenüber Kolbenkompressoren
besteht zudem darin, dass die Luft frei von Schmierölen und Wasserdampf
ist. Bei der Expansion erfolgt keine Eisbildung.
Der Turm:
Mit
dem 1912/13 auf dem Knesebeck-Schacht erbauten Hydrokompressor verfügt
das Bergbaumuseum Bad Grund heute noch über die vermutlich einzige
noch erhaltene Anlage dieser Art. Der bis 1977 betriebene Kompressor hatte
eine Druckluft-Kapazität von ca. 660m³/h.
 Beim
Bau mußte zusätzlich ein über 45 m hoher Turm errichtet
werden, um eine optimale Fallhöhe von über 100 m zu erreichen.
Die Errichtung eines derartigen Turmes war einzig am Knesebeck-Schacht
notwendig, da sich die Schachtanlage an einem Berghang befindet und das
Wasser von einem Bassin auf dem Berg zu einem Punkt ca. 40 m senkrecht
über dem Schacht gelangen mußte. Dies war nur mit einer weiteren
kommunizierenden Röhre, die von einem Gitterturm gehalten wurde, möglich.
Das Wasser wurde somit durch seine eigene Kraft auf den Hydroturm gedrückt,
um von dort senkrecht in die Tiefe zu stürzen.
Der
Hydrokompressorenturm am Knesebeck-Schacht ist daher in der deutschen Bergbaulandschaft
ein einzigartiges Denkmal.
Schauen
Sie sich die interessante Darstellung des Hydrokompressor-Prinzips an!
|
 |