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((W.
R. Aug. 2009) Für
den Oberharzer Bergbau war der 5. September 1799 ein bedeutender Tag, denn
mit dem letzten Stollendurchschlag war das angestrebte Ziel erreicht und
der Tiefe Georg-Stollen war funktionsfähig geworden. |
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den
5ten 7br. (September) 1799
Bey dem Letzten Durchschlag
des
Tieffen Georg Stoln, denselbigen Abendt.
Komt Freunde gehet mit, Eilt hin nach jenen Höhen
Fahrt ein im Bauerberg, Ihr könt was Wichtigs sehen,
Fahrt
auf den Tieffen Stoln, da werdet Ihr erfahre
was heute ist geschehn, nach 22 Jahren.
Der
Durchschlag ist gemacht, der weg ist nun mehr offen,
Von
West nach osten hin, ist alles zugetroffen,
Wo
aber ist der Mann, der damahls voller Freuden,
den
Ersten Schlag gethan, vor vielen Tausend Leuten.
Er
ist nicht mehr und sind, acht Jahre schon verstrichen,
Nach
jener Trauer Post, er sey von uns gewichen
Wie sehr uns dieses kränkt, so hat uns nun ergötzt,
dass Gott uns den verlust, durch Meding gantz ersetzt.
Es
geh dem König Wohl, und auch dem gantzen Lande,
Und unsrer obrigkeit, in jedem Amt und Stande,
Der
Höchste Seegne Sie, und gebe Seyn Gedeihen,
Dass Groß und Kleine sich, des Tieffen Stollen freun.
Es
Lebe Medings Hauß, Es Leben Groß und Kleine,
Ein jeder Stimt mir Bey, ich Wünsch es nicht Alleine,
Es
muß stets Grünen Blühn, Groß werden und Groß
Bleiben
Mit allen welche sich von diesem Stamme schreiben.
Glück
Auff.
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Es
konnten eingestellte Gruben im Clausthaler Revier wieder belegt werden,
weil das Problem der Wasserlösung gelöst war (wenn auch vorerst,
denn bereits 1803 wurde mit dem Vorläufer des Ernst-August-Stollens,
der sogenannten Tiefen Wasserstrecke, begonnen).
In einem Clausthaler Bergamtsprotokoll des Quartals Luciae, von 1799, hat
der Vice Oberbergmeister Haberland „angezeigt“, dass der am 26. Juli 1777
angefangene Tiefe Georg-Stollen am 5. September 1799, am Nachmittag um
halb 4 Uhr, „völlig“ zum Durchschlag gebracht worden ist. 22 Jahre,
ein Monat und elf Tage wurde an dem Stollen gebaut, so die Eintragung im
Protokoll.
Als
einziger der Bergamtsbedientesten der schon beim Anschlagen des Stollens
dabei war, hat der Oberbergmeister Georg Andreas Steltzner das glückliche
Ereignis des Durchschlags erlebt. Steltzner war es auch, der zusammen mit
dem Geschworenen Julius Heinrich Steltzner über das 3. Lichtloch angefahren
war, um den am letzten Durchschlag beteiligten Bergleuten ein lautes und
freudiges „Glückauf“ zuzurufen, nachdem die Schießschwaden abgezogen
und der Durchschlag erkennbar war. An der innigen Freude vor Ort konnte
auch der einzige noch lebende Bergmann Schmidt, aus der Bergstadt Grund,
der wie Oberbergmeister Steltzner schon beim Anschlagen des Stollens dabei
war, teilhaben.
Nach der Inspektion des Durchschlagspunktes führte Steltzners Fahrweg
über das 1. Lichtloch wieder nach über Tage. Am gleichen Abend
muss Steltzner dieser ereignisreiche Tag noch tief berührt haben,
denn er brachte seine Gedanken in Versform, die handschriftlich vorliegen
(Akte Bergarchiv CLZ. 1112/32) und Bestandteil dieses Berichts sind. Die
hier vorgelegte Wiedergabe entspricht dem Original, es wurden keine Umänderungen
vorgenommen.
Zur
Biografie von Steltzner: Er wurde 1725 als Sohn eines Obersteigers in Clausthal
geboren. Seine bergmännische Laufbahn begann er im Alter von zwölf
Jahren als Pochjunge in Clausthal. Und daran anschließend erfolgte
die Tätigkeit als Kunstknecht, worunter Wartungs- und Reparaturarbeiten
an Wasserkunstanlagen zu verstehen sind. Im Jahre 1751 wurde er zum Untersteiger
ernannt und fast im Eiltempo hat er dann sämtliche Führungspositionen
wie die des Einfahrers, Geschworenen, Obergeschworenen, Unterbergmeister,
Bergmeister, Vice-Oberbergmeister durchlaufen, bis er dann 1771 zum
Oberbergmeister ernannt wurde, ein Amt, das er bis 1797 ausgeübt hat.
In diesem Jahr endete sein erfolgreiches, aktives Berufsleben. |
Auf
800 Seiten hat Steltzner für die Nachwelt eine undatierte Schrift
hinterlassen, die aufzeigt, mit welchen Problemen er sich in seinem langen
Berufsleben auseinander gesetzt hat.
Früh
war bei ihm die Erkenntnis gereift, dass der Oberharzer Bergbau nur mit
Hilfe eines neuen tiefen Stollens weiterleben kann. Und so war er ab 1771
in die Planung dieses Stollens mit eingebunden. Ab 1777 war er dann für
die Stollenauffahrung voll verantwortlich.
Oberbergmeister
Steltzner gehört somit ohne Zweifel mit zu den ganz großen Persönlichkeiten,
die der Oberharzer Bergbau hervor gebracht hat.
Heute stellt sich die Frage, was wäre aus dem Oberharzer Bergbau überhaupt
geworden, wenn nicht dieser Stollen und man muss hier auch den Ernst-August-Stollen
mit einbeziehen, getrieben worden wäre. Wie hätte sich der Bergbau
im Grunder Revier überhaupt weiter entwickelt? Wahrscheinlich nicht
in der Form, wie er sich bis zur Stilllegung des Bergbaus in Grund, im
Jahre 1992, vollzogen hat. |
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![](roegener/sept-09-durchschlag-schild.jpg) |
Deshalb
dürfte es für die Nachwelt eine besondere Verpflichtung sein,
dass immer wieder auf die Spuren der bergbaulichen Großbauwerke des
Oberharzer Reviers verwiesen wird. Für die heutige Bergstadt Bad Grund
Harz trifft dieses besonders deshalb zu, weil das Mundloch des Tiefen Georg-Stollens
direkt im Ortsbereich liegt.
So
war es der langjährige Direktor der Harzwasserwerke, Dr. Martin Schmidt,
der unter Mithilfe des Verfassers, einen „WasserWanderWeg“ im Grunder Bergrevier
hat anlegen lassen. Auf dem Wanderweg liegende besondere Punkte, wie die
Lichtlöcher 4, 5, 6 und das Stollenmundloch, werden auf Informationstafeln
erläutert.
Weiter
hat die Arbeitsgemeinschaft Harzer Montangeschichte aus Clausthal-Zellerfeld,
den letzten Durchschlagspunkt des Tiefen Georg-Stollens durch eine Dennert
Tafel und eine markierte Gesteinsbrocke gekennzeichnet. Diese Kennzeichnungsstelle
liegt am Kreuzbachweg, ca. 1800 m vom Taternplatz in Richtung ehemalige
Bleihütte Claus-thal entfernt.
In
mühevoller Kleinarbeit haben der damalige Leiter der Vermessungs-
und Katasterbehörde Harz, Vermessungsdirektor Dr. Heinecke, in Zusammenarbeit
mit dem Bergvermessungsfahrsteiger Günther Häger (Bad Grund),
den Durchschlagspunkt von unter nach über Tage übertragen.
Besonders
muss hier noch auf die Festveranstaltungen zum 200-jährigen Jubiläum
des Stollens verwiesen werden, die am 4. u. 5. 9. 1999 begangen wurden. |
Am
ersten Tag wurde im Oberbergamt ein Symposium mit neun Fachvorträgen
abgehalten und in einer Ausstellung waren besondere Risse über den
Stollenbau zu sehen.
Als
Besonderheit der Ausstellung wurde erstmals ein 8,50 m langes Bild über
den Stollen, vom Mundloch bis zum Auffahrungsende, vorgestellt, das vom
Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Harzer Montangeschichte, Hermann Kißling
aus Herzog Juliushütte, gezeichnet worden ist. Das Bild befindet sich
jetzt bei der Fa. Sympatec in CLZ.
Ein
Kirchgang und eine Festveranstaltung am Stollenmundloch, mit einer Festrede
des damaligen Präsidenten des Oberbergamts, Franz Josef Röllecke,
füllten den zweiten Tag aus.
Weiter
hat die Arbeitsgemeinschaft einen Tagungsband (100 Exemplare) mit den Fachvorträgen
des Symposiums herausgegeben. Ein Nachdruck der „Authentischen Beschreibung
von dem merkwürdigen Bau des Tiefen Georg-Stollens.....“, von
Johann Christian Gotthard, von 1801, wurde verlegt. Die Auflage von 500
Exemplaren (vergriffen) wurde zu 85 % von Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft
Harzer Montangeschichte finanziert. |
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